AGC Interpane: ENI Headquarter, Mailand

Geologisch inspiriert

Die schon in den 1950er-Jahren von Enrico Mattei erdachte „ideale Stadt“ Metanopoli erhielt mit dem „VI Palazzo ENI“ jetzt eine prominente Ergänzung: Drei durch futuristische Skybridges verbundene, horizontal ausgerichtete „Türme“, schmiegen sich flach an die Geografie der Industrielandschaft am südöstlichen Rande Mailands und umrahmen einen großen, zentralen Platz. Das neue Headquarter des italienischen Energieriesen ENI wurde als Innovationscampus konzipiert und der Energieforschung und -produktion gewidmet. Der mit „LEED Gold“ ausgezeichnete Komplex aus der Feder von Morphosis Architects, in Kooperation mit Nemesi Architekten, bietet eine Brutto-Nutzfläche von 65.000 Quadratmetern – genügend Platz und Flexibilität für 4.600 modulare Arbeitsplätze. Die „metamorphe“ Glasfassade (Stopray Vision 60 und Stopray Grey 25 von AGC Interpane) mit einem auf der Südseite vorgelagerten Sonnen- und Blendschutz aus Metall, kontrolliert die Lichtverhältnisse im Inneren und sorgt für effektiven sommerlichen Hitzeschutz.

1952 beauftragte Enrico Mattei, Vorsitzender der gerade gegründeten ENI (Ente Nazionale Idrocarburi), heute ein multinationaler Energiekonzern, den Stadtplaner Mario Bacciocchi mit einem Masterplan für ein neues Gebiet in der Gemeinde San Donato Milanese. Das Ergebnis: Metanopoli, eine Gartenstadt für ENI-Mitarbeiter. Seitdem wurden viele prominente Bürogebäude errichtet, 1955 das erste, ein Sechseck von Marcello Nizzoli und Gianmario Oliveri. 1962 folgte ein sternförmiges Gebäude von Marco Bacigalupo und Ugo Ratti. In den 1970ern entstand der III. Palazzo, den dunkelrote Bänder kennzeichnen. 1984 kam der IV. Palazzo hinzu, mit strenger Fassade und in den 90ern ein Bürogebäude mit grünen Glasfassaden von Roberto Gabetti und Aimaro Isola. Das eher geradlinige Konzept wurde durch den V. Palazzo, ein rundes Gebäude mit terrassenförmigen Gärten von Gabetti und Isola, abgelöst. Das aktuellste Projekt, der neue ENI-Hauptsitz, führte diese Entwicklung mit einer fluid anmutenden Form als Metapher für die Umwandlung des Materiellen in Energie fort. Das Projekt wurde nach einem Entwurf des US-amerikanischen Architekturbüros Morphosis Architects unter der Leitung des Pritzker-Preisträgers Thom Mayne errichtet, in Zusammenarbeit mit Nemesi Architekten. Der „Icon Tower“ bildet mit elf Stockwerken das höchste Gebäude, in der sich auch die Kantine befindet – mit einer Fläche von 5.600 Quadratmetern für 1.100 Gäste. Der „Landmark Tower“ ist mit 23.700 Quadratmetern auf neun Etagen das umfangreichste. Der „Skygarden Tower“, mittig gelegen, beherbergt ein Konferenzzentrum mit 360 Sitzplätzen, eine Cafeteria sowie einen Catering- und Tagungsbereich. Im oberen Teil sorgt ein immergrüner Panoramagarten für zwischenzeitliche Entschleunigung und sorgt für weniger Feinstaub und Beschattung der thermischen Masse. Im gemeinsamen Untergeschoss des Komplexes befindet sich ausreichender Parkraum, der somit Fahrzeuge aus dem Stadtbild nimmt.

Die wohl größte architektonische Herausforderung dürften die Brücken und Transferstrukturen zwischen den Gebäuden gewesen sein, verschraubte Metallkonstruktionen, deren Hauptmembrane teils vormontiert und dann angehoben wurden. „Icon“ und „Landmark“ sind auf der siebten Etage durch eine 85 Meter lange Stahlbrücke verbunden, die in der Breite zwischen etwa 15 und drei Meter variiert, ebenso in der Höhe, beginnend von satten 20 Metern am Icon und sechs Metern, wo sie am Landmark andockt. Die Brücke überträgt die vertikale Last am Icon auf verjüngte Stahlbetonpfeiler und die Stahlbetontrennwände am Landmark. Das Icon ist auf der zweiten Etage zudem mit dem SkygardenGebäude über eine weitere, etwa 68 Meter lange Metallbrücke verbunden. Diese besteht aus zwei Feldern mit rund 15 Meter freier Spannweite und einem mit 38 Meter Spannweite. An den Enden der Brücke machen Fugen die Struktur von der des Icon und des Skygarden unabhängig.

Nachhaltigkeit und energetische Performance

Das neue Eni-Hauptquartier wurde mit dem klaren Ziel hoher Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entwickelt und erreicht die LEED-Zertifizierung Gold (Leadership in Energy and Environmental Design). Dazu trägt auch die leistungsstarke doppelschalige Fassade bei. Inspiriert von geologischen Formationen, die sich auch in der geschichteten Form der Gebäude spiegelt, besteht die vorgelagerte Außenhülle aus mikroperforierten Blechen (55 Prozent perforiert), die aus der Struktur plastisch hervortreten. Die kupferfarbenen Metallpaneele wurden hierzu in unterschiedlicher Neigung in Tafeln organisiert. Die bläulich schimmernden Teile bestehen aus Paneelen horizontal gebohrter Dünnbleche (55 Prozent Bohrungen) unterschiedlicher Abmessungen und Neigungen. Die eigentliche Gebäudehülle bildet eine komplexe Glasfassade, die mit hocheffizienten und teils gebogenen Sonnenschutzverglasungen von AGC Interpane ausgestattet wurde, versiegelt mit strukturellem Silikon – ein so genanntes „Structural Sealant Glazing System“. In weiten Teilen der Fassaden schützen rund 17.000 Quadratmeter „Stopray Vision-60“ das Gebäude mit einem g-Wert von 33 Prozent vor sommerlicher Überhitzung und reduzieren so den Bedarf für Klimatisierung. Zugleich transmittiert es hohe 59 Prozent des sichtbaren Tageslichts, für maximale Tageslichtnutzung und ganzjährig helle Räume. Die Lichtreflexion ist mit 15 Prozent nach außen und 17 Prozent nach innen relativ niedrig – dieses und die hohe Farbneutralität (Ra = 95) begünstigen den unverfälschten Ausblick. Mit einem Ug-Wert von nur 1,0 W/(m2K) schützt die Verglasung im Zweifachaufbau exzellent vor dem Auskühlen der Räume bei niedrigen Außentemperaturen. Für den Glasaufbau setze AGC Interpane vorgespannte und gehärtete Basisgläser (mit Heat Soak Test) ein. Die Besonderheit: Es wurde erst festmaßbeschichtet, nachdem die Gläser gehärtet und die kompletten VSG-Pakete laminiert wurden – mit einer eigens hierfür individualisierten Stopray Vision 60-Beschichtung. Der Vorspannprozess konnte darum mit gleichmäßigerer Kühlung und Hitzeverteilung durchgeführt werden, sodass die Gläser noch planer sind – das verhindert unschöne „Verzerrungen“ in der ästhetischen Wirkung der Fassade. Für gewölbte Teile des Gebäudes, zum Beispiel in der zwei Stockwerke hohen Lobby (rund 600 Quadratmeter), wurde die Sonnenschutzbeschichtung sogar „mitgebogen“. In der „Black Façade“, den auffälligen schrägen Anschnitten der Gebäude, setzte AGC Interpane rund 3.600 Quadratmeter „Stopray Grey 25“ (eine Projektschicht außerhalb des Standard-Lieferprogramms) ein, außen eine vorgespannte und Sonnenschutzbeschichtete monolithische Scheibe, innen zur Absturzsicherung Laminate aus vorgespannten Gläsern. Die von außen bewusst dunkel wirkende Fassade sperrt mit dem außerordentlich niedrigen g-Wert von nur 12 Prozent den Großteil der hier tageszeitlich besonders prominent einfallenden Sonnenstrahlen aus. Mit einer Tageslichttransmission von nur 15 Prozent wirkt dieser Teil der Fassaden wie eine „Sonnenbrille“ für das Headquarter. Für die opak konzipierten Brüstungen des Gebäudes, die zur zusätzlichen Verschattung der thermischen Masse des Gebäudes eingesetzt werden, lieferte AGC Interpane 18.000 Quadratmeter bedruckte Mono-Verbundsicherheitsgläser.

Alle Sonnenschutzgläser der Stopray-Familie sind mit dem Nachhaltigkeitszertifikat „Cradle to Cradle“ in Silber ausgezeichnet und im Zuge der neuen CO2-reduzierten Produktion der AGC-Gruppe auch als „Low Carbon“ Varianten verfügbar. Mit dem Einsatz verbessern Architekten und Planer die Einstufung ihrer Gebäude in Umweltzertifizierungen nach DGNB, LEED, BREEAM etc.

Mehr Informationen zu AGC Interpane finden Interessierte unter www.interpane.com.

Bautafel

  • ENI Headquarter, Mailand
  • Bauherr: Webuild S.p.A. (Italien)
  • Mieter: ENI (Ente Nazionale Idrocarburi)
  • Objektadresse: V.le Alcide de Gasperi, 2, 20097 San Donato Milanese MI, Italien
  • Architektur: Morphosis Architects und Nemesi Architekten
  • Fassadenbau: Bodino (Turin), im späteren Verlauf Simeon
  • Glasprodukte: Stopray 60 Vision, Stopray Grey 25 und bedruckte Brüstungsverglasungen
  • Glasveredelung und Isolierglasbau: AGC Interpane

 

Redaktionelle Rückfragen beantwortet gern
Marc Everling
Nachhaltige Kommunikation
Inh. Marc Everling
Tel.: +49 176 64076171
memarceverling.de

 

Das neue ENI-Headquarter in Mailand ist das jüngste Gebäude in Enrico Matteis „idealer Stadt“.Foto: Roland Halbe

Das neue ENI-Headquarter in Mailand ist das jüngste Gebäude in Enrico Matteis „idealer Stadt“.Foto: Roland Halbe

Das neue ENI-Headquarter in Mailand ist das jüngste Gebäude in Enrico Matteis „idealer Stadt“.Foto: Roland Halbe

Das neue ENI-Headquarter in Mailand ist das jüngste Gebäude in Enrico Matteis „idealer Stadt“.Foto: Roland Halbe