Interview Glaswelt

AGC Interpane gehört seit Ende letzten Jahres vollständig zur AGC-Gruppe. Glaswelt sprach mit Sebastian Schmidt, der als Geschäftsführer mehr als ein Jahrzehnt für zwei Standorte der INTERPANE Verarbeitungssparte verantwortlich war und seit  Oktober letzten Jahres im Zuge der Integration in den Vorstand aufgerückt ist.

Glaswelt – Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung zum Vorstand von AGC Interpane. Als langjähriger Mitarbeiter haben Sie insbesondere seit der Pandemie turbulente Zeiten miterlebt. Was hat AGC Interpane so resilient gemacht?

Sebastian Schmidt – Vielen Dank! Natürlich waren die Pandemie und erschwerte Lieferketten auch für AGC Interpane herausfordernd und die Zukunft setzt weiterhin eine große Anpassungsfähigkeit voraus. Wir konnten den Krisen bislang hervorragend trotzen. Unser Vorteil ist, dass wir unser Geschäft schon früh diversifiziert haben und schlank und gut aufgestellt sind. AGC Interpane arbeitet weltweit mit hoher Beratungs- und Umsetzungskompetenz im Projektgeschäft und ist seit langer Zeit exzellent im hiesigen Markt verankert. Unsere Dezentralität sorgt für Flexibilität und hat die Kunden stets in den Mittelpunkt unseres Handelns gestellt. Wir investieren außerdem kontinuierlich in unsere Standorte, unsere IT-Infrastruktur sowie in Forschung und Entwicklung, um „State-of-the-Art“-Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und diese auch serviceorientiert unseren Kunden zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel ist „Coating on Demand“, das individuelle Beschichtungen für jede architektonische Version möglich macht, statt nur Produkte „von der Stange“ anzubieten. Wer besondere Ansprüche hat, kommt zu uns und wir schaffen die perfekte Lösung. Ferner haben wir treue Kunden und engagierte Partner und Mitarbeiter mit hoher Identifikation, deren Einsatz und Loyalität entscheidend dazu beigetragen haben, die Herausforderungen zu stemmen.

Glaswelt – Wie sehen Sie die Zukunft von AGC Interpane und welche strategischen Ziele möchten Sie erreichen?

Sebastian Schmidt – Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt und werden weiter wachsen. Für ein noch effizienteres Arbeiten im weltweiten Projektgeschäft haben wir beispielsweise gerade unsere in diesem Geschäft seit Jahren schlagkräftigen Standorte in Lauenförde und Plattling reorganisiert und fusioniert. Seit dem 1. September sind die Standorte als „AGC Interpane Architectural Glass“ auch organisatorisch und strukturell eine Einheit. Das macht uns flexibler und noch schneller. Im regionalen Markt gibt es ähnliche Projekte. Was die wirtschaftlichen Bedingungen selbst betrifft, so erwarten wir im hiesigen Neubaugeschäft vorerst keine Wunder, aber stetiges Wachstum im Segment der energetischen Sanierung von Gebäuden für den sommerlichen Wärmeschutz, hohe Wärmedämmung und eine künftige CO2-Neutralität des Gebäudebestandes.

Glaswelt – Architektur- und Bauindustrie sind sich der hohen Bedeutung von nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen zunehmend bewusst. Welche Rolle spielt AGC Interpane bei der Förderung entsprechender Technologien?

Sebastian Schmidt – Interpane hat in den 1980er-Jahren mit „iplus“ das erste farbneutrale Wärmedämmglas entwickelt und hat seither nicht an Geschwindigkeit bei der Entwicklung neuer energieeffizienter Glasprodukte eingebüßt. Hierzu hat im letzten Jahrzehnt auch der Schulterschluss mit unserer Konzernmutter AGC Glass Europe beigetragen, die schon seit 2010 Produkte nach Cradle to Cradle umweltzertifiziert, um stetig nachhaltiger zu werden und Architekten und Investoren Vorteile bei der Zertifizierung ihrer Gebäude nach DGNB, LEED, BREAM, WELL und anderer Standards zu verschaffen. Wir messen unseren ökologischen Fußabdruck seit langer Zeit und verbessern uns kontinuierlich. Die klare Ausrichtung auf Nachhaltigkeit hat uns geholfen, umweltfreundliche Lösungen für den wachsenden Bedarf an energieeffizienten Glasprodukten zu decken. Dies stärkt nicht nur unsere Position am Markt, sondern ist auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Wir sehen unser Unternehmen hier als Vorreiter und arbeiten jeden Tag mit unseren Kollegen von AGC daran, um diesen Wandel auch anzuführen.

Glaswelt – Die Arbeit von Architekten und Verarbeitern verändert sich auch im Hinblick auf digitale Planungswerkzeuge und BIM. Wie wird AGC Interpane diesen Entwicklungen Genüge tragen?

Sebastian Schmidt – Die Digitalisierung sehen wir neben Sustainability als einen der großen „game-changer“. Es gilt, hier keinen Trend zu verpassen und stets einen Schritt voraus zu sein. Wir haben bereits viel in die digitale Transformation investiert, um unsere Prozesse noch effizienter zu gestalten und eine unkomplizierte Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir können mit Stolz behaupten, dass an all unseren Standorten modernste Technik zum Einsatz kommt und unsere Serviceportale ständig weiter ausgebaut werden. Dennoch ist hier noch viel mehr möglich. Seien Sie sicher, auch für die Zukunft können unsere Kunden noch viele neue und stets zeitgemäße Lösungen von uns erwarten.

Glaswelt – Wie wirkt sich die Integration in die AGC Gruppe auf das Produktsortiment von AGC Interpane aus?

Sebastian Schmidt – Die Integration in die AGC Gruppe hat beiden Unternehmen Vorteile verschafft. Hierdurch profitieren wir beispielsweise vom „AGC Technovation Centre“, einem Forschungs- und Entwicklungszentrum in dem mehr als 300 Forscher, Ingenieure und Techniker ganz neue Lösungen entwickeln. Diese „Manpower“ hatten wir als mittelständische Gruppe vorher natürlich nicht, wenn auch unsere Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft stets wegweisende Technologien entwickelt hat – sie hat uns zu einem der kompetentesten Entwickler von Beschichtungstechnologien gemacht, mit echten Meilensteinen für die Glasindustrie. Dieses Kompetenzzentrum wird durch die neue Zusammenarbeit auch nicht verdrängt, sondern profitiert vielmehr vom gegenseitigen Austausch mit unserer Konzernmutter in vielen Bereichen und steuert selbst unser umfangreiches Fachwissen im Bereich Plasma und Engineering bei. Auch die AGC-Gruppe im Ganzen hat vom Schulterschluss profitiert, zum Beispiel von unserer hervorragenden anwendungstechnischen Beratung, die Kunden seit Jahrzehnten von der Projektplanung bis zur Fertigstellung der renommiertesten Projekte der internationalen Architekturwelt begleitet. Synergieeffekte ermöglichen es uns, neue Produkte und auch Fertigungs-Technologien schneller zu implementieren.

Glaswelt – Neue Glastechnologien haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Wird es Veränderungen im Produktsortiment geben?

Sebastian Schmidt – Neue Glastechnologien sind zweifellos ein wichtiger Faktor in der Glasindustrie. Unser Ziel wird immer sein, den aktuellen Anforderungen an Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Funktionalität ein stückweit voraus zu sein. Optimierte und neue Multilayer-Beschichtungen, smarte Technologien, transparente Lösungen zur solaren Energiegewinnung und mehr – aber auch „frugale Innovationen“, also ressourcenschonende Produkte, die mit wenig Materialeinsatz exzellente Ergebnisse erzielen und am Bedarf der Menschen orientiert sind. Produkte können so „smart“ werden wie sie wollen, letztlich bringt es aber langfristig nichts, wenn gleichzeitig die „graue Energie“ für ihre Erzeugung zu sehr steigt, sie am Produktlebensende nicht wieder in Kreisläufe gehen können oder schlicht und ergreifend zu teuer für die Kunden werden. Am intelligentesten sind letztlich unkomplizierte und ökonomisch attraktive Produkte, die ihren Zweck exzellent erfüllen und am Ende zu Rohstoffen für neue Produkte werden. Unser Fokus liegt aus diesem Grunde darauf, eine ausgewogene Mischung aus bewährten und neuen Technologien anzubieten. Die Kombination aus Innovation und Beständigkeit war schon immer der Schlüssel für unseren Erfolg.

Glaswelt – Lieber Herr Schmidt, wir danken für das Gespräch.

 

 

Mehr Informationen zu AGC Interpane finden Interessierte unter www.interpane.com.

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Nachhaltige Kommunikation
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Sebastian Schmidt, Mitglied des Vorstandes AGC Interpane (COO). Foto: AGC Interpane